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Literarisches zum Wind
Nun, auch in der Literatur wurde und wird einiges zum Wind geschrieben. Manchmal ist es nur
heiße Luft, manchmal aber auch Interessantes und Anregendes. Oft dient der Wind dabei
als Metapher. Im Folgenden will ich jedoch, ohne weiter auf Einzelheiten einzugehen oder
stümperhafte Deutungsversuche zu unternehmen, einfach nur Zitate, Textstücke usw.
die den Wind behandeln auflisten, die man sich einfach genüßlich zu Gemüte
führen kann.
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Zitate:
Gedichte:
Christian Morgenstern (1871-1914) WindgesprächHast nie die Welt gesehn? Hammerfest - Wien - Athen? "Nein, ich kenne nur dies Tal. bin nur so ein Lokalwind - kennst du Kuntzens Tanzsaal?" Nein, Kind. Servus! Muß davon! Köln - Paris - Lissabon. Friedrich Nietzsche (1844-1900) An den MistralEin TanzliedMistral - Wind, du Wolken - Jäger, Trübsal - Mörder, Himmels - Feger, Brausender, wie lieb ich dich! Sind wir zwei nicht Eines Schoßes Erstlingsgabe, Eines Loses Vorbestimmte ewiglich? Hier auf glatten Felsenwegen Lauf ich tanzend dir entgegen, Tanzend, wie du pfeifst und singst: Der du ohne Schiff und Ruder Als der Freiheit freister Bruder Über wilde Meere springst. Kaum erwacht, hört' ich dein Rufen, Stürmte zu den Felsenstufen, Hin zur gelben Wand am Meer. Heil! da kamst du schon gleich hellen Diamantnen Stromesschnellen Sieghaft von den Bergen her. Auf den ebnen Himmels-Tennen Sah ich deine Rosse rennen, Sah den Wagen, der dich trägt, Sah die Hand dir selber zücken, Wenn sie auf der Rosse Rücken Blitzesgleich die Geissel schlägt, Sah dich aus dem Wagen springen, Schneller dich hinabzuschwingen, Sah dich wie zum Pfeil verkürzt Senkrecht in die Tiefe stossen, Wie ein Goldstrahl durch die Rosen Erster Morgenröthen stürzt. Tanze nun auf tausend Rücken, Wellen-Rücken, Wellen-Tücken Heil, wer neue Tänze schafft! Tanzen wir in tausend Weisen, Frei sei unsre Kunst geheissen, Fröhlich unsre Wissenschaft! Raffen wir von jeder Blume Eine Blüthe uns zum Ruhme Und zwei Blätter noch zum Kranz! Tanzen wir gleich Troubadouren Zwischen Heiligen und Huren, Zwischen Gott und Welt den Tanz! Wer nicht tanzen kann mit Winden, Wer sich wickeln muss mit Binden, Angebunden, Krüppel-Greis, Wer da gleicht den Heuchel-Hänsen, Ehren-Tölpeln, Tugend-Gänsen, Fort aus unsrem Paradeis! Wirbeln wir den Staub der Strassen Allen Kranken in die Nasen, Scheuchen wir die Kranken-Brut! Lösen wir die ganze Küste Von dem Odem dürrer Brüste, Von den Augen ohne Muth! Jagen wir die Himmels-Trüber, Welten-Schwärzer, Wolken-Schieber, Hellen wir das Himmelreich! Brausen wir oh aller freien Geister Geist, mit dir zu Zweien Braust mein Glück dem Sturme gleich. Und dass ewig das Gedächtniss Solchen Glücks, nimm mein Vermächtniss, Nimm den Kranz hier mit hinauf! Wirf ihn höher, ferner, weiter, Stürm empor die Himmelsleiter, Häng ihn an den Sternen auf! Ferdinand Freiligrath (1810-1876) WisperwindDer Wisperwind, der Wisperwind, Den kennt in Oestrich jedes Kind! Des morgens früh von vier bis zehn, Da spürt man allermeist sein Wehn! Stromauf aus Wald und Wiesengrund Haucht ihn der Wisper kühler Mund! Ja, immer, immer nur stromauf Führt er mit Pfeifen und Geschnauf; Von unten jetzt und allezeit Braus't er nach oben, kampfbereit; Nie mit der Welle gehr sein Strich, Nur ihr entgegen stemmt er sich! Er macht sich auf, wo Hütten stehn; Wo Hütten stehn und Mühlen gehn. Des Bauern Strohdach ohne Ruh' Schickt ihn der Burg der Fürsten zu; Anfährt er trotzig, sagt mein Ferg, Schloß Rheinstein und Johannisberg. Er saus't und wüthet um sich her, Frisch und gradaus wie keiner mehr; Er schiert den Teufel sich um Gunst, Er pfeift was auf den blauen Dunst, Der trüb um ihre Zinnen hangt - Er pfeift, das klar der Himmel prangt. Ja, heiter wird auf ihn der Tag; Drum braus' er, was er brausen mag! Er selbst und noch ein Wisperwind: - Ein neuer Tag der Welt beginnt! Die Hähne krähn, der Wald erwacht, Ein Wispern hat sich aufgemacht! Von unten keck nach oben auch Zieht dieser andern Wisper Hauch; Auf aus den Tiefen zu den Höhn Erhebt sich frisch auch dieses Wehn; Strohdach und Werkstatt ohne Ruh' Schicken der Fürstenburg es zu! Da bangen trüb die Nebel noch; Geduld nur, es verjagt sie doch! Wie zornig sie such dräu'n, wie wirr, Es läßt nicht ab, es wird nicht irr! Mit kräft'gem Blasen, Ruck auf Ruck, Macht es zunichte Dunst und Druck! Hab' Dank, du frisch und freudig Wehn! Hab' Dank, hab' Dank - o, wär' es Zehn! Ja, Zehn und rings der Himmel rein! Jetzt, nein ich, wird es Sechse sein! - Der Wisperwind, der Wisperwind, Den kennt in Oestrich jedes Kind! Annette von Droste-Hülshoff (1797-1848) WinterAus Schneegestäub und Nebelqualm Bricht endlich doch ein klarer Tag; Da fliegen alle Fenster auf, Ein jeder späht, was er vermag. Ob jene Blöcke Häuser sind? Ein Weiher jener ebne Raum? Fürwahr, in dieser Uniform Den Glockenturm erkennt man kaum. Und alles Leben liegt zerdrückt, Wie unterm Leichentuch erstickt. Doch schau! am Horizontes Rand Begegnet mir lebend'ges Land. Du starrrer Wächter, lass ihn los, Den Föhn aus deiner Kerker Schoß! Wo schwärzlich jene Riffe spalten, Da muss er Quarantäne halten, Der Fremdling aus der Lombardei: O Säntis, gib den Tauwind frei! Werner Bergengruen (1892-1964) Ballade vom WindPreist den Wind! Gott gab dem Winde oberhalb der Erdenrinde alles in sein Eigentum, alle Meere, alle Länder, gab ihm Masken und Gewänder: Tramontana und Samum, Zephyr, Blizzard, Föhn und Bora, Mistral, Eurus und Monsun, Hurrikan, Passat und Ora und Tornado und Taifun. Schuf ihn zum Herold und Herrn der Gezeiten, liess ihm Willkür und gab ihm Gesetze, Sternenbilder heraufzugeleiten und dem Gewitter den Weg zu bereiten wies ihm Rennbahn und Ruheplätze. Wälderdurchbrauser und Steppendurchschweifer, dunkler Bläser und heller Pfeifer, hetzt er Schwalbe und Kormoran, wühlt in den Mühlen der jagenden Rosse, schleudert er Drachen, Schiffe, Geschosse, Adler und Geier aus ihrer Bahn. Kerzenverlöscher und Flammenschürer, Nebelzerteiler und Wolkenführer, schäumiger Wellen johlender Freier, Trinker der Tränen, Zerreisser der Schleier, rauchblau, schwärzlich und hagelweiss, Tücherbauscher, Seelenberauscher, kindlicher Spieler und zorniger Greis. Ungebändigt im Springen und Streunen, reisst die Dächer er von den Scheunen und von den Herzen die Schwermut los kühner Beflügler, ewiger Dränger, mächtiger Löser und Kettensprenger, Felsenrüttler und Wipfelbeuger, grosser Zerstörer und grösserer Zeuger, Flötenruf und Posaunenstoss, reisiger Feger des Himmelshauses, Abbild des pfingstlichen Geistgebrauses - preiset den Wind! Der Wind ist gross. Als der alte Ruhelose, Segelmacher, Seebefahrer früh am Sankt Josephitag auf dem letzten Bette lag, und die junge Krankenschwester mit der weissen Flügelhaube sich zu ihm herniederbeugte, fuhr erschrocken sie zurück. Von den bartumstarrten Lippen sprang ihrs wie ein Stoss entgegen, und der Haube weisse Flügel flatterten im Schneegewölk. Wars ein Aufschrei, dem die Laute nicht mehr sich gefügig zeigten? Wars ein Seufzer, wars ein Hauch? Schreie nicht noch Seufzer haben solche Kraft und solche Wildheit. Nein, die ruhelose Seele schied sich ungestüm vom Leibe, und die Schwester schlug ein Kreuz. Schloss ihm mit geübten Händen sanft die wasserblauen Augen, öffnete den Fensterspalt. Hui! Da schoss es durch das Zimmer aus des Bettes Ecke her. Bilder klirrten an den Wänden, Glasgefässe auf dem Tisch. Mit Gefauche und Gezisch stiess es an die Spiegelscheibe, trübte sie für Augenblicke. Wie ein eingeflogner Vogel prallte es von Wand zu Wand, bis es blind das Fenster fand. Draussen heulten die Gefährten, Totengeister, Wirbelwinde, Wolkenreiter, Wasserfurcher ihrem endlich Heimgekehrten tausendstimmig zum Empfang. In den Telegraphendrähten brauste wilder Märzgesang dass die Fahnen an den Stangen, Hemden sich am Seile blähten, vom Gesims die Regentraufen, Schindeln von den Dächern sprangen. Fetzen, Staub und Kehrichthaufen wirbelten aus ihrer Ruh. Und wie leichte Sommerfäden bogen sich die Lindenäste. Zweige brachen, Blitzableiter rasselten und Fensterläden, Türen schlugen krachend zu. Die vertrauten Sturmgeschwister, Wasserfurcher, Wolkenreiter, Wirbelwinde, Totengeister stoben weiter. Und sie fauchten in Spiralen um ergraute Kathedralen, rannten auf den Orgelboden, griffen, rasende Rhapsoden, in die Pfeifen und Register, jagten aus den Wolkenhöhen immer wilder, immer gröber weisslichgraue Regenböen, Sonnenstrahlen, Schneegestöber, Hagelschlossen vor sich her zausten Schiffe in den Häfen, peitschten das geliebte Meer, tobten um der Berge Schläfen, stürzten sich auf Bruch und Forsten, dass die schwarzen Tannenborsten tief sich bogen, hoch sich sträubten. Ohne Pause und Erlahmen liefen sie durch Sumpf und Heiden, durch das bleiche Gräserhaar, griffen sie nach Nuss und Weiden, dass zu schäumendem Besamen herrlich Gold und Silber stäubten! Und der alte Ruhelose, Segelmacher und Matrose jagte mit der Geisterschar aller Gräberwelt zu Häupten, dem Lebendigen zum Preise, wie es vor dem Anfang war. Also trieben sie die Reise, trunken, als ein toller Schwall, fuhren sie in Windgottsweise jauchzend um den Erdenball. Wilhelm Busch (1832-1908) Der WetterhahnWie hat sich sonst so schön der Hahn Auf unserem Turm gedreht Und damit jedem kundgetan, Woher der Wind geweht. Doch seit dem letzten Sturme hat Er keinen rechten Lauf; Er hängt so schief, er ist so matt, Und keiner schaut mehr drauf. Jetzt leckt man an dem Finger halt Und hält ihn hoch geschwind. Die Seite, wo der Finger kalt, Von daher weht der Wind. Heinrich Hoffmann (1809-1894) Die Geschichte vom fliegenden Robert(aus "Der Struwwelpeter oder lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder von 3 bis 6 Jahren.", Frankfurt am Main, 1847)Wenn der Regen niederbraust, wenn der Sturm das Feld durchsaust, bleiben Mädchen oder Buben hübsch daheim in ihren Stuben. Robert aber dachte: Nein! das muß draußen herrlich sein! Und im Felde patschet er mit dem Regenschirm umher. Hui, wie pfeift der Sturm und keucht, daß der Baum sich niederbeugt! Seht! den Schirm erfaßt der Wind, und der Robert fliegt geschwind durch die Luft so hoch, so weit. Niemand hört ihn, wenn er schreit. An die Wolken stößt er schon, und der Hut fliegt auch davon. Schirm und Robert fliegen dort durch die Wolken immerfort. Und der Hut fliegt weit voran, stößt zuletzt am Himmel an. Wo der Wind sie hingetragen, ja, das weiß kein Mensch zu sagen. Windig und findig(Windgedicht, Autor leider unbekannt)Nein, der machte keinen Wind um das Fächeln. "Liebes Kind", sprach er, "Wenn der Wind mich fächelt, wird das nicht groß durchgehechelt. Schau, ich seh im Fächeln nur jenes Lächeln der Natur, das dem Menschenkind besagt: Schön, wenn's dir bei mir behagt!" Geschichten und literarische Stücke:Winde(aus "Ostseetagebücher"; Reclam Verlag, Liepzig, 1993)Tag und Nacht streicht der Wind vom Meer her ins Land, kaum steht die Luft einmal still, immer ist sie in Bewegung, da ist ein Ziehen, Strömen, Steigen und Fallen, da gibt es Wirbel uns Soge. "Wind. In der Meteorologie streng genommen nur Bezeichnung für waagerechte Luftströmungen, doch werden ganz allgemein auch die Luftbewegungen, die durch Gelände-, mitunter verbunden mit Temperatureinfluß, einen senkrechten Richtungsanteil erhalten haben, d.h. schräg aufwärts oder abwärts verlaufen (Fallwind, Berg- und Talwind, Föhn, Bora); als Wind bezeichnet." So und nicht anders steht es im Brockhaus. Es gibt aber auch Winde, die man vergebens in einem Nachschlagewerk sucht: Der Schleifwind, der alles glatt schleift, Baumrinden, Felskanten, er raspelt mit den Sandkörnern ganze Steinpfannen aus; der Schneefahnenwind. Tag und Nacht trägt er seine eigene Fahne vor sich her; der Gegenwind, der auf Wiedervereinigung hofft und nicht weiß, daß entgegengesetzte Winde, die aufeinandertreffen, den Wirbelwind auslösen; der Aufprallwind, der sich beim Aufprall an den Häuserwänden verdichtet, explodiert und nach verschiedenen Richtungen abspringt; der Rockwind, einer der wenigen Winde, der von unten kommt und die Mädchenröcke hochweht; der Springwind, er ist plötzlich da, springt dich an, flüchtet, um an einer anderen Straßenecke wieder aufzutauchen; der Stoßwind, ein Wind, der keine Ausdauer besitzt und nach einem kurzen Wettlauf mit sich selbst zusammenbricht. (...) Sonne trifft den Nordwind(Kindergeschichte, aufgeschrieben von einer 3. Klasse aus Hofheim, nach dem Gedicht "Der Himmel fiel aus allen Wolken" von Frederik Vahle (geb. 1942))Die Sonne trifft den Nordwind "Ha!", sagt der Nordwind. "Ich bin kalt." Die Sonne lächelt. "Hah! Ich bin stark", behauptet der Nordwind. Die Sonne lächelt weiter. "Hahahah!", prahlt der Nordwind. "Ich bin mächtig." Die Sonne lächelt noch immer. In der Ebene sehen sie einen schwarzen Punkt. Der Punkt ist ein Mann in einem schwarzen Mantel. "Den werde ich ihm ausziehen", sagt der Nordwind. "Das kann ich auch", antwortet die Sonne. "Haha!", lacht der Nordwind. "Der Stärkere bin allemal ich." "Dann lass uns wetten", sagt die Sonne. Der Nordwind weht. Der Mann geht weiter. Der Nordwind brüllt. Der Mann hält den Mantelkragen fest. Der Nordwind rast. Der Mann beugt sich nach vorne, den Mantelkragen fest umschlungen. Die Sonne scheint. Der Mann geht weiter. Die Sonne scheint. Dem Mann wird warm. Die Sonne lacht. Der Mann gähnt, zieht den Mantel aus und setzt sich zur Ruhe. "Gewonnen!", sagt die Sonne und lacht dem Nordwind in sein kaltes Gesicht. noch ein paar nette generelle meteorologische Zitate:
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